Analysiert

Polizei Hamburg: Wir sind bestenfalls zweite Wahl

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In der aktuellen Werbekampagne der Polizei Hamburg steht ein dunkelhäutiger Mann mit Fußballtrikot im Stadion und hält dem Betrachter die rote Seite einer Winkerkelle entgegen: HALT POLIZEI. Als (überwiegend) gesetzestreuer Bürger habe ich angehalten und mir die Werbung genauer angesehen.

Zunächst einmal schlägt mir die offensichtliche Absurdität der Situation entgegen. Warum trägt dieser (Schein-)Polizist ein Fußballtrikot? Ist das die neue Uniform oder arbeitet er als verdeckter Ermittler? Und was will dieser Mensch im Stadion mit der Kelle? Autos dürfen auf dem als heilig behandelten Rasen doch bestimmt nicht fahren. Oder ist ein Sprinter zu schnell gelaufen? Vielleicht ist das Volksparkstadion jetzt auch Gefahrengebiet und der Schiedsrichter soll durchsucht werden?

Ach nein, ist ja nicht “Realität”, sondern Werbung. Und in selbiger ist Absurdität ein beliebtes Mittel, um die Aufmerksamkeit des Betrachters zu fesseln. Im Regelfall wird nach dem sinnlos-absurden “Teaser” die Aufmerksamkeit möglichst schnell auf den manipulativen Teil der Nachricht gelenkt, um den Betrachter dazu zu veranlassen, ein Produkt zu kaufen oder in einem Fitnessstudio Mitglied zu werden. Dem Plakat nach hat der Mensch zur Polizei folgende Aussage gemacht:

“Mein Traumberuf war immer Polizist. Hätte es mit dem Fußball nicht geklappt, dann wäre ich bestimmt auch ein ganz guter Polizist geworden.”

Kurz verarbeiten … LOL! Nicht im Ernst, oder? Haben sich die Werbeleute vielleicht einen Spaß erlaubt?! Oder die implizite Botschaft gar nicht bemerkt?

Wir beleuchten das mal und ermitteln die in diesem Fall wichtigsten Fakten:

  1. Auf dem Plakat ist ein Mensch abgebildet, der “sagt”, Polizist sei immer sein Traumberuf gewesen.
  2. Er hat sich aber tatsächlich für einen anderen Beruf (Fußballspieler) entschieden.
  3. Der genauen Formulierung nach hat er seinen Traumberuf bei der Polizei Hamburg bereits über den Haufen geworfen. Sonst hätte er statt des Konjunktiv II …

“Der Konjunktiv II wird auch Irrealis genannt. Der Konjunktiv II wird verwendet, um unmögliche und unwahrscheinliche Bedingungen oder Bedingungsfolgen zu benennen oder um auszudrücken, dass unter mehreren an sich möglichen Folgen infolge menschlicher Entscheidungen durch Ermessensgebrauch eine bestimmte Folge ausscheiden werde.”

Quelle: Wikipedia (Konjunktiv II)

… den Indikativ verwendet und gesagt: “Wenn ich keine Lust mehr auf Fußball habe, dann gehe ich zur Polizei.” Hätte er machen können, hat er aber nicht.

Der Fall liegt klar. Polizist ist zwar angeblich immer sein Traumberuf gewesen, aber als er für sein eigenes Leben eine Entscheidung treffen musste, ist er doch nicht zur Polizei gegangen. Wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte, wären ihm vielleicht auch noch Siebzehn andere, wichtigere Berufe eingefallen. Polizei war bestenfalls seine zweite Wahl. Er hat etwas anderes gewählt – vermutlich das, was ihm am wichtigsten war. Kann ich nachvollziehen.

Was ich allerdings sehr bemerkenswert bzw. schwer nachvollziehbar finde, ist, dass die Polizei Hamburg mit diesem Resultat Werbung macht. Denn in meinem Gehirn bleibt nach aufmerksamer Betrachtung und Analyse dieses Plakats nur folgende – für die Polizei eher unvorteilhafte – Essenz übrig:

Polizei Hamburg: Wir sind bestenfalls zweite Wahl